Schematische Darstellung einer Raketenabwehr (S. 56)

Henschel: Ein gewisser Sören Kupke publizierte im Juli 2001 in der konservativen Zeitschrift "Epoche", einem sogenannten "Impulsgeber für Entscheidungsträger und Meinungsführer", eine "schematische Darstellung einer Raketenabwehr in der damaligen Sowjetunion" aus dem Jahr 1982. "Die Russen wollten also schon vor den Amerikanern einen Schutzschild gegen Raketen errichten", folgerte und schrieb der Militärstratege Kupke, aber ist es nicht irgendwie süß, dass die Raketenabwehrgrafik mit all ihren Gefechtsköpfen, Flugkörpern, Frühwarnsatelliten und Abschusssilos einer Strickanleitung aus der "Brigitte" zum Verwechseln ähnlich sieht? Und ist die "Sicherheitsarchitektur" (Sören Kupke) denn in Wirklichkeit etwas anderes oder besseres oder ernster zu nehmendes als ein ordentlich gestrickter Skipullover? Herr Kupke? Hallo? Sind Sie noch da?

Schematische Darstellung einer Raketenabwehr

Eigene Erläuterungen: Diese Grafik ist ein Beispiel für mehrere Fehler, die man bei der Erstellung eines Schaubildes machen kann. Zum einen sind die darzustellenden Informationen durchaus recht komplex, wodurch es schwierig ist, sie in einem Schaubild sinnvoll und nachvollziehbar darzustellen. Zum anderen wurden aber auch einige Regeln bei der Gestaltung nicht beachtet.

Die einzelnen Elemente (Apparaturen zur Raketenabwehr) sind etwas zu detailliert gezeichnet, statt vereinfachte Symbole zu verwenden. Dies entspricht nicht dem Gesetz der Einfachheit und wirkt dadurch leicht chaotisch und lässt sich nicht gut einprägen. Zu diesem Eindruck trägt ebenfalls bei, dass die Elemente etwas wirr angeordnet sind. Man weiß nicht genau, ob die Anordnung eine Rolle spielt oder willkürlich ist.
Der schwerwiegendste Fehler bei dieser Grafik sind jedoch die Relationen in Form von verschiedenartigen Linien (durchgezogen, gestrichelt, teilweise unvollständig). Es ist nirgendwo beschrieben, was die verschiedenen Linienformen bedeuten und in welcher Beziehung die einzelnen Elemente überhaupt zueinander stehen. Man findet auch keinen wirklichen Einstiegspunkt in das Schaubild. Beginnt man bei dem Element mit der Nummer 1? Oder links oben bzw. unten (nach dem Gesetz der Dynamik)?

Ein Pluspunkt dieser Grafik ist die dazugehörige Legende, in der die Elemente näher erläutert werden. Doch auch mit deren Hilfe ist es aufgrund der zuvor erwähnten Fehler für den unwissenden Betrachter sehr schwer, den Sinn dieser Grafik zu verstehen.